Vom Lückenbüßer zum Erfolgscoach
Geführt wurde die Stargruppe von Vicente Del Bosque, der bis 1999 noch Jugend-Koordinator bei Real gewesen und eigentlich als Notlösung gedacht war. Acht Titel später, also im Jahr 2003 wurde sein Vertrag – aus unerklärlichen Gründen – nicht mehr verlängert. Neuer Coach wurde Carlos Queiróz, welcher jedoch an die jüngsten Erfolge nicht einmal ansatzweise anknüpfen konnte. Der Weggang von Del Bosque symbolisierte ein wenig auch den Anfang vom Ende der „Galaktischen„, denn von dann an ging es nur noch abwärts. 2006 schließlich legte der Präsident aufgrund der sportlichen Krise sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde schließlich – wie den meisten bekannt sein dürfte – Ramón Calderón.
Neuer Präsident, neue Spieler
Von den „Galaktischen“ ist mittlerweile kein einziger mehr in Madrid. Erst im Sommer verließ Robinho den Klub und wechselte nach England zu Manchester City. Figo ging nach Italien zu Inter Mailand, Ronaldo zum Rivalen AC Mailand und Beckham zog es in die USA zu den „Los Angeles Galaxies„. Zidane beendete 2006 nach der, aus seiner Sicht, unglücklichen WM seine Karriere und Owen wechselte zu Newcastle United. Roberto Carlos ging zum türkischen Fenerbahçe Istanbul.
Wiedertreffen in Marokko und Wut in Madrid
Am Montag gab es nun ein besonderes Wiedertreffen zwischen drei der Akteure von damals. Seit mehreren Jahren laden ja Ronaldo und Zidane befreundete Fußballer, ehemalige Fußballer und Promis zu einer Charity-Veranstaltung ein, die in einem Fußballspiel unter dem Motto „Spiel gegen die Armut“ ihren Höhepunkt hat. Dieses mittlerweile zur Tradition gewordene Treffen fand dieses Jahr nun zum ersten Mal in Afrika statt, genauer gesagt in er marokkanischen Stadt Fes.
Zufälligerweise hielt sich auch Florentino Pérez am Montag in Fes auf, sicherlich der Charity-Veranstaltung wegen!? Jedenfalls, so schreibt zumindest das Sportmagazin AS, traf der ehemalige Präsident die beiden Spieler im Vorfeld eines Interviews mit dem spanischen Fernsehsender Cuatro. „Wie dünn du doch bist Zizou, du könntest glatt wieder anfangen zu spielen“ soll Florentino dem Franzosen gesagt haben, worauf dieser scherzend erwidert haben soll: „Wenn Sie wieder kommen, komm ich auch wieder„. Mit Ronaldo unterhielt er sich vorwiegend über seine Verletzung. Am Ende gab es noch ein nettes Foto der drei, das ziemlich schnell die Runde machte. Bedenkt man, dass Florentino Pérez ja bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2010 kandidieren möchte, war das Treffen aus PR-Sicht perfekt inszeniert und dürfte beim jetzigen Real-Präsidenten
Ramón Calderón für die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn gesorgt haben. Prompt kam auch die Reaktion: „Seit zweieinhalb Jahren torpediert dieser Herr die Arbeit des Vorstandes„, ärgerte sich ein sichtlich erboster Calderón über seinen Vorgänger. „Wir haben ein sehr trauriges Foto eines Ex-Präsidenten gesehen, der nur in Krisenmomenten auftaucht […] Es tut mir einfach leid. Es hätte mich gefreut dieses Fotos zu sehen, als wir die zwei Meisterschaften und den Supercup gewonnen haben„, kommentierte Calderón weiter.
Calderón vs. Pérez
Doch neben dem Ärger und der Wut dürfte es Calderón auch sicherlich ein wenig mit der Angst zu tun haben. Angst vor dem Präsidenten, der den Klub wirtschaftlich wieder auf Trab gebracht hatte und der die besten Spieler der Welt in die Hauptstadt Madrid lockte, während Calderón seine Versprechen nicht einhalten konnte. Auch er hatte Weltstars wie Kaká, Cristiano Ronaldo oder Villa versprochen, doch die Transferpolitik bisher wurde von nicht gerade wenigen als Fiasko beurteilt. Dazu kommt die Krise, die der Klub momentan durchmacht. Zwar hatte Mijatovic erst vor kurzem auf einer Pressekonferenz bestätigt, dass Bernd Schuster weiterhin Trainer bleibe, doch so wirklich glaubwürdig kamen die Worte des Sportdirektors nicht rüber. Sollte am kommenden Samstag Real das Spiel im Bernabéu gegen Recreativo Huelva erneut verlieren, dürfte es niemanden wundern, wenn ab Montag der Trainer Madrids nicht mehr Bernd Schuster heißt.
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