Spanien hat es geschafft! Das Team von Del Bosque steht erstmals im Finale einer Weltmeisterschaft, und das vollkommen zu Recht. Denn die Spanier haben heute mit Deutschland einen der Top-Anwärter auf den Titel nicht nur geschlagen, sondern über weite Strecken auch dominiert und dabei eine beeindruckende fußballerische Leistung geboten. Es war das ohne Zweifel beste Spiel der Spanier bisher bei der WM, in dem sie Kombinationsfußball in seiner vollendeten Perfektion zeigten.
Bewährungsprobe für den Titelaspiranten
Das Spiel gegen die deutschen war eine Bewährungsprobe gewesen, hatten Xavi und co. doch im bisherigen Turnierverlauf eigentlich nur mäßig überzeugt. Und die Spanien meisterte diese Probe mit Bravour, indem sie das machte, was sie am besten kann: den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren lassen, das Spiel bestimmen und kontrollieren und geduldig auf den richtigen Moment warten. Die Barça-Schule lässt grüßen!
Pedro statt Torres
Spanien startete mit einer kleinen Änderung in der Startformation. Torres blieb auf der Ersatzbank, für ihn spielte Pedro, was sich als ein sehr wirkungsvoller Schachzug erweisen sollte. Die deutsche Mannschaft, die auf ihren Leistungsträger Thomas Müller (gelb-gesperrt) verzichten musste (für ihn spielte Trochowsky), begann das Spiel sehr defensiv und überließ den Spaniern die Kontrolle über das Geschehen. Und genau das ist es, was man gegen Spanien möglichst vermeiden sollte. Zeitweise wirkte es sogar, als würde der Europameister einen Mann mehr auf dem Rasen haben. Mit dem nahezu perfekten Kurzpassspiel der Spanier waren die Deutschen bald überfordert.
Gute Torchancen gleich zu Beginn
Das Mittelfeld um Iniesta, Xavi und Pedro erarbeitete schnell Chancen heraus. Bereits nach fünf Minuten hätte Villa nach einem Zuckerpass von Pedro das 1-0 erzielen können, doch Neuer verhinderte die frühe Führung. Puyol in der 13. Minute köpfte aus wenigen Metern allein stehend über das deutsche Tor. Eine 100%ige, wie es so schön heißt.
Deutschland beschränkte sich darauf, dem Ball hinterher zu rennen und insbesondere Pedro, den anscheinend niemand so richtig auf der Rechnung hatte, bereitete der deutschen Abwehr mit seinen schnellen Dribblings und intelligenten Pässen mehr Sorgen als erwartet. Zu Offensivaktionen kam Deutschland nur sporadisch und wenn, dann waren sie längst nicht so gefährlich wie noch am Samstag gegen Argentinien.
Puyol macht's mit dem Kopf
Das verdiente Tor für die Spanier fiel, als knapp nur noch eine Viertelstunde zu spielen war. Puyol war es, der den Ball nach einer Ecke in der 73. Minute mit all seiner Kraft mitten ins Herz der deutschen Mannschaft köpfte. Löw setzte nun alles auf eine Karte. Ein Tor musste ja dringend her und die Zeit lief. Durch die Voll-Offensive der Deutschen ergaben sich für die Spanier zahlreiche Konterchancen, die sie aber nicht zu verwerten wussten. Am Ende blieb es bei dem verdienten 1-0 für die „Roja“. Erinnerungen an das EM-Finale vor zwei Jahren wurden wach..
Antizipiertes Finale
Zwar war die Begegnung heute zwischen Deutschland und Spanien „nur“ das Halbfinale, doch für viele Fans und Experten war es das antizipierte Endspiel gewesen und das auch nicht ohne Grund, schließlich hatten sich der Europameister und einer der Top-Favoriten auf den Titel und das bis dato überzeugendste WM-Team (4-1 gegen England und 4-0 gegen Argentinien) gegenüber gestanden.
Das „richtige“ Endspiel findet am kommenden Sonntag, 11. Juli, um 20:30 im Soccercity-Stadion in Johannesburg statt. Niederlande – Spanien heißt es dann. So viel steht jetzt schon fest: 2010 wird es einen neuen Weltmeister geben! Deutschland spielt am Samstag gegen Uruguay um Platz 3.